Besuchern, die die Stadt Torgau aus östlicher Richtung erreichen, fällt zunächst beim Überqueren der Elbbrücke das Schloss „Hartenfels“ ins Auge – ehemalige Sächsische Residenz. Auf den zweiten Blick entdeckt man das Dach der ehemaligen Kirche des in den 30er Jahren des 13. Jahrhunderts gegründeten Franziskanerklosters. Um 1230 wird in Torgau ein Franziskaner-Mönchkloster gegründet, die erste Kirche ist etwa 1243 fertiggestellt, und die Klostergebäude sind 1246 im Bau. Das genaue Gründungsjahr der Schule ist wohl nicht mehr zu ermitteln, aber eine im Stadtarchiv aufbewahrte Urkunde aus dem Jahr 1371 belegt eine Stiftung. Diese erwähnt Schüler, die beim Singen der Messe helfen sollen. 1493 errichtet man in der „Wintergrüngasse“, heute „Wintergrüne“ einen Schulneubau. 1525 wurde das Kloster gestürmt und es begann seine Auflösung. 1552 – 48 während der Amtszeit des verdienstvollen Rektors Marcus Crodel bildet der berühmte Kapellmeister und Kantor Johann Walter (1496 – 1570) Chorknaben aus, und ist ab 1534 auch fest angestellter Lehrer im Geiste der Reformation. 1552 – 53 auf der Flucht vor der Pest quartiert sich die Wittenberger Universität in den Klostergebäuden ein.

1557 wird die bereits anerkannte Latein- und Gelehrtenschule in die von der Stadt erworbenen Klostergebäude verlegt. 1813 verfügt die Festungsbehörde über die Räumung der Gebäude und richtet dort ein Lazarett ein, wertvolle Kulturgüter werden vernichtet. Das Gymnasium zieht im Jahre 1835 in das neue Schulhaus in der Promenade ein. Ein Jahr später werden die Klostergebäude abgebrochen und es entsteht bis 1852 ein neues Militärlazarett. Der ehemalige Schüler Generalfeldmarschall August von Mackensen (1849 – 1945) wird 1916 Namenspatron des Gymnasiums, der Name bleibt bis 1945 bestehen. 1923 kehrt das Gymnasium in die Gebäude des Militärlazaretts auf dem Standort des Klosters zurück. Sechs Jahre darauf feiert die ganze Stadt das 10jährige Bestehen des Vereins „Ehemalige Torgauer Gymnasiasten“, 1934 wird in Torgau auf Initiative des Vereins ein Gedenkstein für den verdienstvollen Lehrer und Islandforscher Prof. Paul Herrmann (1866 – 1930) enthüllt. Am 8.Juni 1945 nimmt die Torgauer Oberschule als erste in der Provinz Sachsen wieder den Schulbetrieb auf.

Die verstärkte Orientierung auf sozialistische Erziehung führt 1958 zur Entlassung von Lehrern und damit zu Traditionsverlusten. Man schreibt das Jahr 1966, indem die erweiterte Oberschule den Namen des kommunistischen Reichstagsabgeordneten und Lehrers, Ernst Schneller erhält. Diesen trägt sie bis 1989. Die Abiturbildung wird 1981 auf die Klassenstufen 11 und 12 beschränkt. 1989 beginnen im Bildungswesen, mit dem Fall der Mauer, Reformen. Ab 1990 werden wieder Schüler in Klassenstufe 9 und 10, ab 1991 in Klassenstufe 7 aufgenommen. 1992 beginnt nach dem Sächsischen Schulgesetz von 1991 die gymnasiale Ausbildung erstmalig wieder in fünften Klassen, umfasst 8 Jahre und beinhaltet eine Oberstufe mit Kurssystem.

Mit dieser Einführung wuchs die Schülerzahl von 1989 bis 1992 von 150 auf 970 Schüler an. Der nun zuständige Schulträger entschied sich nach gründlicher Abwägung aller Argumente dafür, das Gymnasium am traditionellen Standort zu erhalten und die Gebäude in der Schlossstraße einschließlich der von der Stadt übernommenen Alltagskirche zu modernisieren.

Für den Ausbau zu einem modernen vierzügigen allgemeinbildenden Gymnasium entstanden rasch Pläne, die einen Erweiterungsbau mit naturwissenschaftlichen Fachräumen, eine neue Schulturnhalle beinhalteten und für die Lehrer und Schüler optimale Bedingungen gewährleisten sollten. Im November 1993 wurde durch das Landratsamt nach Erledigung aller Vorarbeiten die Baugenehmigung erteilt. Im Beisein des Regierungspräsidiums, der Schulaufsicht, der Lehrer, Schüler und einer breiten Öffentlichkeit führte der Landrat des damaligen Landkreises Torgau, Herr G. Meinecke, die Grundsteinlegung am 29. Juni 1994 aus. Im Jahr darauf wurde der fertiggestellte Erweiterungsbau am 8. Dezember 1995 seiner Nutzung übergeben. Der Landrat des nach der Kreisreform gebildeten Landkreises Torgau- Oschatz, Herr R. Schöpp, verlieh der Schule an diesem Tag auf Beschluss des Kreistages den Namen „Johann-Walter-Gymnasium“.

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